Seltener Rotmilan stirbt in Windrad
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- Hauptkategorie: Naturschutz
- Kategorie: Artenschutz
- Erstellt am Mittwoch, 25. September 2013 01:32
- Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 25. September 2013 01:32
- Veröffentlicht am Mittwoch, 25. September 2013 01:32
- Geschrieben von Jutta Reichardt
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Anwohner finden den Greifvogel mit abgetrenntem Kopf in der Feldmark bei Travenbrück. Dort war zuvor eine Gruppe der Tiere gesichtet worden. Nabu-Experte spricht von der größten Rotmilan-Ansammlung in Schleswig-Holstein.
Travenbrück. Ein Rotmilan ist am Wochenende in einer Windkraftanlage bei Travenbrück gestorbenen. Ein Anwohner fand den seltenen Greifvogel mit abgetrenntem Kopf am Fuß des Windrades. Der Mann hatte am Freitag eine Gruppe von nahezu 20 Rotmilanen beobachtet, die über der Feldmark zwischen dem Travenbrücker Ortsteil Tralau und Groß Niendorf (Kreis Segeberg) nach Nahrung suchten. Dabei überflogen die Tiere offenbar mehrfach die vier Windräder, die an der Kreisgrenze stehen. Dem getöteten Vogel wurden dabei der Kopf und ein Stück des linken Flügels abgetrennt.
Laut Hans Wirth, der als Greifvogelexperte für den Naturschutzbund (Nabu) Deutschland arbeitet, handelt es sich bei dem toten Altvogel mindestens um den vierten Rotmilan, der an der Windkraftanlage umgekommen ist. Nach Mäusebussarden seien Rotmilane die Greifvogelart, die am häufigsten auf diese Weise sterbe. Demnach seien in der Datenbank der staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg 193 Fälle dokumentiert, in denen ein Rotmilan in einer Windkraftanlage getötet wurde.
Von den 130 bis 150 Brutpaaren, die es in Schleswig-Holstein gibt, werden einer Studie zufolge zwischen drei und vier Prozent jährlich Opfer von Windkraftanlagen. Etwa 15 der schleswig-holsteinischen Brutpaare leben im Kreis Stormarn. Im Juli war in der Feldmark einer der seltenen Brutvögel zu Tode gekommen, vermutlich, weil er ein mit Rattengift versetztes Beutestück gefressen hatte.
Bei dem am Wochenende getöteten Tier handelt es sich um einen Altvogel mit einer Spannweite von 1,58 Meter, der Hans Wirth zufolge die Mauser fast abgeschlossen hatte. Die abgetrennten Körperteile konnte der Greifvogelexperte kurz nach dem Unfall nicht mehr finden. Sie seien vermutlich von anderen Vögeln abtransportiert worden.
Schon die Ansammlung von Rotmilanen am Freitag sei außergewöhnlich gewesen, sagt Wirth. Er selbst habe dann aber bei einem Kontrollgang am Sonntag 63 der Tiere in dem Gebiet festgestellt. Dabei handele es sich vermutlich um die größte bisher festgestellte Ansammlung dieser Art in der Schleswig-holsteinischen Kulturlandschaft.
Woher die Greifvögel stammen, ist zurzeit unklar. Es könnten heimische Rotmilane sein, Hans Wirth hält es jedoch auch für möglich, dass die Tiere aus Schweden oder Dänemark gekommen sind und sich auf dem Weg in ihre Winterquartiere in Südwesteuropa befinden.